NPS: Herr Müller, danke, dass Sie Zeit für ein kurzes Gespräch gefunden haben. Sie haben im Sommer dieses Jahres an einem unserer Burnout-Prophylaxe-Seminare teilgenommen. Gerne würden wir erfahren, wie Sie die Zeit im Nationalpark Eifel erlebt haben. Dürfen wir Sie zunächst bitten, sich und Ihre eigene Situation kurz vorzustellen?

Andreas Müller: Mein Name ist Andreas Müller, ich bin 58 Jahre alt und im zehnten Jahr Leiter einer Einrichtung des öffentlichen Dienstes mit ca. 60 Mitarbeiter*innen.

Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren erlebte ich eine erhebliche Zusatzbelastung durch komplexe Aufgaben und Entscheidungsprozesse, die vor allem durch Corona- und Hochwasserfolgen, Personalfragen und Baumaßnahmen entstanden waren. Dies bedeutete für mich eine hohe Beanspruchung „auf allen Kanälen“, was sich z. B. in Konzentrations- bzw. Schlafstörungen und nachlassender Begeisterungsfähigkeit äußerte.

Da ich beruflich mit Präventionsarbeit für andere zu tun habe, ist es mir wichtig, die dort zum Einsatz kommenden Inhalte und Erkenntnisse auch bei mir selbst anzuwenden. Dazu gehört, dass ich aus gesundheitlicher Sicht mir selbst gegenüber aufmerksam und selbstkritisch bleibe. Meine Frau ist mir dabei immer eine wichtige Stütze und teilt mir ihre Beobachtungen mit. Sie war auch der Impulsgeber für meine Teilnahme an dem Seminar „Burnout-Prophylaxe“.

NPS: Ihre Aufgaben in der Einrichtung sind sehr wichtig, insbesondere in der heutigen Zeit. Wie haben Sie die fünftägige Seminarzeit und die Dozenten der Nationalparkseelsorge inmitten des Nationalparks erlebt, und gibt es hieraus Eindrücke, die nachhaltig bei Ihnen wirken?

Andreas Müller: Das Seminar war für mich ein beeindruckendes positives persönliches Erlebnis und eine höchst interessante Erfahrung. Die Entspannung in der Natur des Nationalparks in Kombination mit körperlicher Betätigung beim Wandern in der Gruppe wurde für mich deutlich spürbar und mir bewusst. Die Veranstaltung im Sommer mit einigen überraschenden Highlights in der Umgebung des Nationalparks hat einen beeindruckenden Rahmen für das Seminar dargestellt. Der Nationalpark ist einfach ein toller Seminarraum!

Alle Teilnehmer hatten hinreichend Zeit zur Reflexion, Zeit für sich selbst und Zeit, andere Menschen mit anderen Sichtweisen und Lebenserfahrungen, besonders im beruflichen Umfeld, kennen zu lernen und sich mit ihnen auszutauschen. Man konnte allein, zu zweit oder mit mehreren wandern und rasten. Dies wurde von den Dozenten mit Impulsen zur eigenen selbstkritischen Besinnung und Weiterentwicklung angereichert und wohldosiert unterstützt. Mir hat besonders gefallen, dass für den Alltag „Augenöffner“ und sehr praktische kleine Helfer angeboten wurden, um die Burnout-Prophylaxe nach dem Seminar selbst fortsetzen zu können. Einiges davon (z. B. Atemübungen) konnte ich zunächst durch Tests erproben und mittlerweile aus Überzeugung in meinen Tagesablauf übernehmen und integrieren.

Georg Toporowsky und Ronald Weber sind ein sehr gut harmonierendes Dozententeam, das sich zum Wohle der Teilnehmenden ergänzt. Beide haben ihre eigenen Lebens- und Berufserfahrungen, ihr Wissen und ihre Impulse zu den Seminarthemen in Ruhe und mit Gelassenheit mit den (guten und schlechten) Erfahrungen der Teilnehmer*innen in Beziehung gebracht. Sie konnten auf diese Weise kompetent Ansatzpunkte bei den Teilnehmenden identifizieren, die zur persönlichen Reflexion angeregt und auf Wunsch auch den Austausch zwischen den einzelnen Akteuren gefördert haben. Beide sind sowohl sehr sympathisch als auch empathisch und strahlen Ruhe aus, die sich auf andere überträgt. Sie waren während der Seminarwoche immer hervorragend vorbereitet und abgestimmt und konnten mich mit ihrem methodisch und didaktisch stimmigen Konzept überzeugen.

Mein Fazit: Das Seminar ist aus meiner Sicht ein besonders geeignetes Format im Sinne der „Burnout-Prophylaxe“. Körper, Geist und Seele wurden angesprochen und ich bin zur Ruhe gekommen. Nach meinen Erfahrungen ist die Veranstaltung unbedingt zu empfehlen. 

NPS: Gibt es wertvolle Impulse, die Sie Ihren Beschäftigten, Freunden und der Familie als Essenz Ihrer Seminar-Teilnahme mit auf den Weg geben können?

Andreas Müller: Aufgrund meiner eigenen Erfahrung aus dieser Woche empfehle ich das Seminar als wirksame Präventionsmaßnahme, die rechtzeitig ergriffen werden sollte. Auch wenn durch die Teilnahme positive Wirkungen im Sinne einer therapeutischen Krisenintervention zu erzielen sind, halte ich die prophylaktische Teilnahme für die weitaus bessere Option.

*Der Name wurde aus persönlichkeitsschutzrechtlichen Gründen geändert.