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Gott, Du hilfst Menschen und Tieren

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„HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren.“ (Lutherübersetzung)
Datum:
28. Aug. 2025
Von:
Melanie Meyer

Das Motto des Ökomenischen Tages der Schöpfung 2025 ist: "Gott, du hilfst Menschen und Tieren". Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) lädt ein, diesen Tag gemeinsam zu feiern und stellt dazu verschiedene Materialien und Informationen zur Verfügung. https://www.oekumene-ack.de/themen/glaubenspraxis/oekumenischer-tag-der-schoepfung/2025

Den folgenden Text/ die folgenden Gedanken von Marcus Bürger, Institut für Theologische Zoologie, Münster, finden Sie im Vorwort des diesjährigen Gottesdienstheftes der ACK

"Die Theologie der Mitgeschöpflichkeit:
Gottesbarmherzigkeit für Mensch und Tier

Wenn der Psalmist ruft: „Gott, du hilfst Menschen und Tieren“ (Ps 36,7), öffnet er uns einen Raum, in dem die Schöpfung nicht aufgeteilt, sondern in ihrer Gesamtheit erfasst wird. Hier steht der Mensch nicht allein vor Gott, sondern in einer Gemeinschaft mit allen Lebewesen – Tieren, Pflanzen und der Erde selbst. 

Dieser Satz stellt uns vor eine Herausforderung, weil er den Blick von einer anthropozentrischen Weltsicht löst und eine Theologie der Mitgeschöpflichkeit nahelegt. Gott ist nicht nur der Retter der Menschen, sondern derjenige, der auch Tiere in seiner Barmherzigkeit umfasst. Was bedeutet das für unseren Umgang mit ihnen?

In den Augen der Bibel sind Tiere keine bloßen Ressourcen, keine leblosen Objekte, die zur Verfügung stehen. Sie loben Gott mit ihrer bloßen Existenz (Ps 150,6), sie stehen unter seinem Schutz (Jon 4,11) und sie haben einen Platz in seinem Reich (Jes 11,6–9). Gott kennt die Vögel unter dem Himmel (Mt 6,26) und sorgt für sie. Wenn wir das ernst nehmen, müssen wir uns die Frage stellen, inwiefern wir es verantworten können, Tiere zu instrumentalisieren oder ihr Leid gleichgültig hinzunehmen.

„Du hilfst Menschen und Tieren“ – dieser Vers ist zugleich ein Ruf zur Umkehr. Er lädt uns ein, die Welt mit Gottes Augen zu sehen. Unsere Kultur trennt oft zwischen Mensch und Tier, zwischen Würde und Wertlosigkeit. Doch Gott handelt anders: Seine Liebe ist universell, und sie verpflichtet uns zur Verantwortung. Die Theologie der Mitgeschöpflichkeit zeigt uns, dass Gottes Heil umfassend ist. Es reicht nicht, den Menschen zu retten, wenn der Rest der Schöpfung darunter leidet. Gottes Liebe gilt allem Leben – und so sollte auch unser Handeln davon geprägt sein: mit Respekt, Achtung und einem tiefen Bewusstsein für die Gaben, die Tiere für unser Leben bedeuten."

Marcus Bürger

Institut für Theologische Zoologie, MünsterInstitut für Theologische Zoologie, Münster, aus dem Gottesdienstheft 2025/ACK